Rwanda mit dem Fahrrad entdecken

Anreise und Visum

Wir sind von Dubai her mit Rwanda Air nach Kigali gereist. Rwanda Air erlaubt pro Passagier zwei Gepäckstücke à 23 Kilogramm. Bei der Grössendimension der Gepäckstücke ist die Rwanda Air sehr flexibel. Wir haben die Fahrradtaschen zu einem grossen, jedoch unter 23 Kilogramm wiegendem, Gepäckstück zusammengebunden (mit Haushaltsfolie) und das Fahrrad in eine Fahrradbox, ebenfalls unter 23 Kilogramm wiegend, gepackt. So mussten wir keine Extragebühren bezahlen.

Das Visum haben wir on arrival am Flughafen in Kigali bekommen. Es war kostenlos. Da wir zu dem Zeitpunkt noch nicht wussten, in welche Richtung es für uns weitergehen würden, haben wir nur für Rwanda ein Visum beantragt. Möglich wäre auch gewesen ein East African Visa für die Länder Rwanda, Uganda und Kenya für 100 USD pro Person zu bekommen.

Geographie

Rwanda wird nicht ohne Grund als «das Land der tausend Hügel» bezeichnet. Es ist in der Tat sehr hügelig und auch hoch gelegen. Der Grossteil der ruandischen Fläche liegt auf einer Hochebene mit einer durchschnittlichen Seehöhe von 1500 Metern. Das Klima ist daher trotz der Nähe zum Äquator eher mild und feucht. Die Durchschnittstagestemperatur beträgt 18 Grad Celsius. Es gibt keine grossen Temperaturschwankungen durchs Jahr über, variiert aber je nach Höhenlage der Regionen. Es gibt zwei Regenzeiten. Eine von September – Dezember (ca. 27 % des jährlichen Niederschlages) und eine von Februar – Anfang Juni (März – Mai fallen ca. 40 % des jährlichen Niederschlages). Wir waren vom 1. März 2022 bis zum 13. März 2022 in Rwanda auf unserer Fahrradtour. Mitten in der Regenzeit …

Dank des nebeligen-feucht-kühlem Klima sind die Pflanzen – und Tierarten einzigartig und können zum Teil nur noch in Rwanda gefunden werden. Zum Beispiel ist der Nyungwe-Wald im Südwesten des Landes, der einzig verbleibende Bergregenwald in Zentralafrika oder im Norden des Landes finden die unglaublich selten gewordenen Berggorillas ihr zu Hause.

Auch Kigali, die Hauptstadt des Landes, bietet Platz für unglaublich viele Pflanzen. Selten haben wir eine solch grüne Hauptstadt angetroffen. Noch dazu eine äusserst saubere Hauptstadt. In Rwanda ist Abfalltrennung per Gesetz vorgeschrieben und Plastiksäcke sind verboten. Das macht Rwanda zu einem der saubersten Länder, die wir je besucht haben. Sauberer als mancher europäische Staat!

Menschen

Rwandas grösste Herausforderung ist sicher seine Bevölkerungsdichte. Es ist eines der dichtbesiedelten Länder weltweit. Fast 13 Millionen Menschen wohnen auf einer Fläche von 26.338 Quadratkilometern. Zum Vergleich, die Schweiz, ist mit seinen 41.285 Quadratkilometern nicht ganz doppelt so gross, hat aber lediglich 8,6 Millionen Einwohner.

Diese Bevölkerungsdichte Rwandas merkt man deutlich beim Fahrradfahren. Überall sind Menschen. Stoppten wir für einen Moment, um etwas zu trinken oder ein Foto zu machen, bildet sich augenblicklich eine Schar Menschen um uns herum. Nie waren wir alleine. Das erschwert das Wildcampieren sehr. In unserer Zeit in Rwanda konnten wir unser Zelt nur einmal unbemerkt aufstellen und auch nur einmal bei Tageslicht pinkeln.

Die Einwohner Rwandas sind sehr neugierig, freundlich, aber auch sehr arm. Reist man mit dem Fahrrad durch Rwanda, braucht man Verständnis, Gelassenheit und eine innere Ruhe.

Die Bewohner Rwandas sind sich weisse Touristen, noch dazu auf dem Fahrrad fahrende Touristen nicht gewohnt, und folgten uns über Kilometer. Wie gesagt, wir waren nie alleine. Entweder zu Fuss oder auf einem eigenen (äusserst klapprigen) Fahrrad begleiteten sie uns den ganzen Tag. Und da es Tage gab, an welchen wir nur hochgetrampelt sind, gab es für uns auch kein «Entkommen». Im Schritttempo hievten wir uns den Hügel hoch, umringt von zahlreichen Kindern (40% der Bevölkerung ist unter 15 Jahre alt). Dabei kam es auch sehr oft vor, dass wir nach Geld oder Süssigkeiten gefragt wurden. Auch wurden wir des Öfteren angefasst oder gehalten. Unsere Haut, unsere Haare und natürlich das Fahrradequipment faszinierten sie sehr.

Diese Aufdringlichkeit war für uns zum Teil schwer auszuhalten. Insbesondere da Rwanda unser erstes afrikanisches Land war. Auch haben wir uns, und da bin ich jetzt ganz ehrlich, auf dem Weg zurück nach Kigali, wirklich die Frage gestellt, ob wir in Afrika bleiben sollten. Ob wohl die restlichen Länder Afrikas auch so sein würden? (Spoileralert: Sind sie nicht. Rwanda war mit Abstand das intensivste Land bezüglich seiner Bewohner.)

Geschichte

Reist man nach Rwanda, kommt man um etwas Geschichtsunterricht nicht herum. Zu präsent sind die Geschehnisse während des Genozids 1994. Über den Völkermord möchte niemand öffentlich oder mit Touristen reden. Es wurde uns auch geraten, keine Fragen diesbezüglich zu stellen.

Wir empfehlen den Besuch des Genozidmuseums in Kigali sehr. Das Museum ist eines der besten, die wir je besucht hatten. Sehr informativ und eindrücklich. Der Eintritt ist kostenlos, es gibt jedoch eine Spendenbox für den Unterhalt des Museums. Als Besucher muss man sich jedoch bewusst sein, dass die heutige Regierung Rwandas aus Mitgliedern der RPF, der Rwandan Patriotic Force, besteht. Jener Streitkraft, welche den Völkermord schliesslich beendet hatte. Es ist demnach auch die RPF, die entscheidet, welche Informationen ins Museum kommen und dem internationalen Touristen gezeigt werden, und welche nicht. Insbesondere bei der Aufarbeitung des Völkermordes bis hin zur aktuellen Situation, fehlte uns im Museum deshalb ein wenig die Objektivität.

Falls du dich jedoch schon vor deiner Reise nach Rwanda schon über die Vorgeschichte, den Genozid und die Zeit danach einlesen möchtest, findest du hier einen Blogartikel mit unseren Recherchen zum Thema.

Unsere Route

Wir sind mit dem Fahrrad in Kigali gestartet und zuerst Richtung Norden zu den Twin Lakes gefahren. Rund um die Twin Lakes gefiel es uns sehr. Es gab eine wunderbare Dirtroad und eine einmalige Aussicht auf die Seen. Das erste Bild dieses Blogpostes, gleich unterhalb des Kapitels «Geographie», sowie das Bild ganz am Schluss dieses Blogpostes, sind da entstanden.

Danach fuhren wir südlich des Vulkanes (Gorilla Trekking wäre hier möglich) durch und gelangten über die Stadt Gisenyi zum Lake Kivu. Gisenyi ist die Nachbarstadt von Goma, einer Stadt der Demokratischen Republik Kongo. Sehr spannend, sich da auf die Autokennzeichen zu achten. In dieser Gegend hat es deutlich mehr Autos als im Rest von Rwanda. Und viele davon tragen ein kongolesisches Kennzeichen.

Nach Gisenyi ging es für einige Kilometer auf dem Kongo Nile Trail weiter, bevor wir uns zur Kivu Belt Road mit ihrer phantastischen Aussicht auf den Lake Kivu und der Möglichkeit durch den Regenwald zu fahren, hochkämpften. Die Kivu Belt Road ist im Gegensatz zum Kongo Nile Trail eine Asphaltstrasse.

Nach der Kivu Belt Road ging es für uns wieder runter zu der Stadt Kibuye, an ihr vorbei auf eine wunderschöne Peninsula am Lake Kivu. Dort, direkt beim Camping, haben wir mit zwei anderen Touristen eine Bootstour unternommen (30 USD pro Boot) und haben die «Affen-Insel» und die Insel «Napoleons Hut» besucht. Danach ging es zurück nach Kigali. In Kigali verbrachten wir einige Ruhetage, bevor wir wieder in den Norden nach Gatuna fuhren und dort die Grenze zu Uganda überquerten.

Insgesamt sind wir in Rwanda 496,58 km weit gestrampelt und haben 7904 Höhenmeter überwunden.

Fazit

Rwanda ist landschaftlich einmalig wunderschön. Wir empfehlen jedem und jeder eine Reise in dieses hügelige Land zu unternehmen. Ob wir das Land noch einmal mit dem Fahrrad besuchen würden, sind wir uns hingegen nicht sicher. Dieses ständige Verfolgtwerden verlangte von von uns viel Energie ab. Mindestens gleich viel, wie das Überwinden der nie endenden Hügel. Vielleicht ist Rwandas Bevölkerung einfach noch nicht bereit für Fahrradfahrende Touristen? Vielleicht wäre es entspannter gewesen, das Land mit einem Mietauto oder mit einem Motorrad zu erkunden …

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