Tipps und Tricks für deine Reise in den Iran

Im Dezember 2021 radelten wir von Doğubayazıt, Türkei über die Grenze nach Maku in den Iran und starteten damit ein ganz neues Reiseabenteuer. Ein Abenteuer, von welchem wir nicht genau wussten, was wir erwarten sollten. Viele Reisende schwärmen vom Iran und von seinen Einwohnern. Und doch, ist halt im Hinterkopf immer das Bild eines kriegerischen, frauenverachtenden Irans, welches uns die Medien vermitteln.

Schon bald fanden wir jedoch heraus, weshalb so viele Reisende vom Iran schwärmen. Das Land ist unglaublich. So gross, so facettenreich, so wunderschön!

Hier sind einige Tipps für den Iran, welche wir von unserer fast dreimonatigen Iran-Reise mitnehmen.

Touristen sind Superstars

Die Iraner freuen sich unglaublich, wenn sie auf einen Touristen treffen. Es gibt wohl kein anderes Land, in welchem du als Gast so einen wahnsinnig hohen Stellenwert in der Gesellschaft hast wie im Iran. Und zwar im ganzen Land. Egal, welchen Wunsch oder welches Bedürfnis du hast, die Iraner werden alles dafür tun, um es zu ermöglichen. Häufig wirst du auf der Strasse schon mit den Worten «Was kann ich für dich tun?» angesprochen.

Beispielsweise hatte ein Supermarkt kein Brot. Der Verkäufer sagte uns dann, wir sollen warten und hat den Laden verlassen. Er kam dann zehn Minuten später zurück mit Brot, welches er noch zu Hause hatte.

Oder auch in der Schlange anstehen, musst du als Tourist fast nie. Es war uns etwas unangenehm, aber du wirst häufig aus der Schlange (wenn es denn so etwas im Iran überhaupt gibt) herausgepickt und sofort bedient. Oder es kann vorkommen, dass du beim Essen bestellen, einfach noch etwas Zusätzliches geschenkt bekommst.

Auch trainierst du, wo auch immer du im Iran hingehst dein Selfie-Smile. Selfies mit Touristen, noch dazu fahrradfahrenden Touristen, scheint der absolute Hit zu sein. Zudem kommt es häufig vor, dass Verwandte oder Freunde via Videocall angerufen werden. Selbst, wenn diese kein Englisch können, freuen sie sich unglaublich dich lachen und in die Kamera winken zu sehen.

Schenkkultur

Nicht nur lieben es die Iraner, Selfies mit Touristen zu machen oder dich der ganzen Verwandtschaft zu präsentieren, sie lieben es auch Geschenke zu machen. Überhaupt ist die Schenkkultur sehr gross im Iran. Manchmal fast zu gross. So gab es denn öfters die Situation, dass wir Geschenke nicht annehmen konnten, weil sie schlichtweg zu gross oder zu schwer fürs Fahrrad waren.

Schön ist es, wenn man als Tourist ab und zu etwas zurückschenken kann. Klar, ist es nicht möglich grosse Geschenke in den Fahrradtaschen mitzutragen. Eine Möglichkeit, die wir genutzt haben, sind Postkarten. Die haben wir dann als Dankeskarte geschrieben und entweder direkt verschenkt oder haben sie per Post zustellen lassen. Oder wir haben etwas Süsses eingekauft und mitgebracht, wenn wir irgendwo eingeladen wurden.

Taarof

Wenn wir schon beim Schenken und Einladen sind: In der iranischen Kultur wird Gastfreundschaft grossgeschrieben. Jedoch, gilt es da respektvoll damit umzugehen und Anstand zu bewahren. Besonders ältere Iraner offerieren gerne aus Höflichkeit. So kann es sein, dass ein Taxifahrer am Schluss der Fahrt kein Geld annehmen möchte. Dies nennt man Taarof. In diesem Falle ist es angebracht, darauf zu bestehen, dass man bezahlen möchte. Als Faustregel gilt, mindestens dreimal darauf zu bestehen. Wenn der Taxifahrer beim dritten Mal immer noch kein Geld annehmen möchte, dann ist die Fahrt wirklich als Geschenk gemeint. Dasselbe gilt bei Übernachtungs- oder Esseneinladungen.

Als kleiner Zusatztipp: Diejenigen, die Taarof machen, verlangen oft etwas mehr Geld als angebracht ist. Das heisst, ist der Taarof-Tanz einmal fertig, wird verhandelt. Am besten im Voraus überprüfen, wie viel der Wert der Ware oder des Services wirklich ist.

Wildcamping im Iran

Wildcampieren im Iran ist sehr einfach. Das Land ist riesig und die Bevölkerungsdichte nicht besonders gross. Du findest praktisch immer einen versteckten Platz. Obwohl, verstecken musst du dich mit dem Zelt eigentlich nicht. Die Iraner sind ein ehemaliges Beduinenvolk und besonders im Süden sind sie sich gewohnt, dass in Zelten übernachtet wird. Es ist keine Seltenheit, dass in öffentlichen Parks mitten im Stadtzentrum oder Stränden Zelte aufgebaut und zur Übernachtung aufgebaut werden. Es gibt auch extra Plätze, die für Zelte geschaffen wurden. Die Iraner lieben es, dort zu übernachten. Für uns, war es jedoch zu öffentlich mit zu viel Licht. Aber hey, jedem das seine.

Daumen hoch oder runter?

Am besten im Iran gar keinen Daumen zeigen. Denn Daumen hoch bedeutet (besonders für ältere Iraner) dasselbe, wie den Mittelfinger zeigen. Und Daumen runter ist ja so oder so negativ.

Kleidung

Dies war ein Thema, welches uns schon lange vor dem Grenzübertritt beschäftigt hat. Was ist eine angebrachte Kleidung im Iran? Nach fast drei Monaten in diesem wunderschönen Land können wir es kurzfassen: Es ist keine komplizierte Sache. Als Mann sowieso nicht. Als Mann kannst du ein T-Shirt anziehen und auch eine kurze Hose. Besonders beim Fahrradfahren. Da giltst du quasi als Athlet. Wenn du nicht Fahrrad fährst, sind kurze Hosen nicht sehr alltäglich und nicht sehr gerne gesehen. Als männlicher Tourist kannst du jedoch. Es kommt auf dich darauf an, wie wohl du dich fühlst.

Aber Probleme wirst du keine bekommen.

 

Als Frau gilt es die Arme und die Beine bedeckt zu haben. Auch sollten die Hüften und das Gesäss nicht betont und sondern bedeckt werden. Ein langes Hemd oder Pullover eignen sich hervorragend. Auch musst du einen Hijab tragen. Der Hijab sollte den Nacken und den Hinterkopf bedecken. Du musst dich aber nicht verhüllen. Viele Iranerinnen tragen den Hijab sehr locker über den Kopf. Wenn überhaupt. Manchmal liegt das Tuch auch mehr um den Hals und dient eher als Modeaccessoire. Du kannst auch eine Baseballcap, eine Skimütze oder einen Buff anziehen.

Während dem Fahrradfahren hatte ich dasselbe an wie im Herbst in Europa. Lange Sportleggins, eine dünne Sportjacke und einen Fahrradhelm. Wenn du den Fahrradhelm trägst, brauchst du keinen Hijab.

Übrigens, das Schlimmste, was dir als Touristin bezüglich Kleidung passieren könnte, ist, dass dich ein Polizist auf die angemessene Kleidungsart hinweist. Solange du ein Tuch um deinen Hals hast, welches du wieder auf deinen Kopf ziehen kannst, ist es kein Problem. Schwierig wird es, wenn du nichts dabeihast. Dann könnte es eine Busse geben. Aber nicht für dich sondern deine männliche Begleitung.

Bargeld oder Karte?

Der Iran ist vom internationalen Zahlungsverkehr ausgeschlossen. Das heisst, all’ deine Kreditkarten funktionieren im Iran nicht. Es gibt zwei Arten, wie du im Iran bezahlen kannst:

Du kannst dir im Vorfeld dein Geld, welches du im Iran ausgeben möchtest, in bar besorgen und dann jeweils in Banken, Wechselbüros oder (insidertipp) in Juweliergeschäften (funktioniert oft besser wie in Banken) in Rial wechseln. Es gibt auch den Schwarzmarkt aber dort sollte man sich schon sehr genau aufpassen. Überprüft die noten auf falschgeld und stellt sicher das grosse Noten 500’000 und 1’000’000 keine abgschnittene Ecken haben. Zum Wechseln eignen sich US Dollars und Euros am besten. Bei alte oder kleine noten werden oft abgelehnt oder mit einer zusatzgebühr gewechselt.

Vor dem Wechseln unbedingt den Kurs nachschauen. Eine gute Webseite dafür ist https://bonbast.com/ Die Seite gibt es auch als App.

Da der Rial stark schwankt und einen recht tiefen Wert hat, lohnt es sich, nicht zu viel aufs Mal zu wechseln. Denn es wird dir ein Bündel an Banknoten in die Hand gedrückt, die du dann irgendwo in deinen Fahrradtaschen verstauen musst.

Wenn du dir nun überlegst, wie viel Bargeld du im Iran brauchst, können wir dir hiermit vielleicht helfen.

Eine Hotelübernachtung in einem Doppelzimmer kostet im Schnitt um die 10 bis 12 Dollar. Wir hatten auch Übernachtungen für 8 Dollar oder im Süden auf den Inseln (die sind etwas teurer) auch für 20 Dollar.

Essen war relativ günstig. Das Mittagessen hat uns um die 3 oder 4 Dollars für zwei Leute gekostet. Behalte einfach deine Weiterreise im Hinterkopf. Wenn du mit dem Flieger weitergehst, kannst du online buchen und bezahlen, das ist kein Problem. Wenn du jedoch mit der Fähre nach Dubai möchtest, brauchst du da noch genügend Geld. Vergiss nicht auch kosten für allfällige PCR-tests.

Zur Überfahrt findest du einen Blogbeitrag hier.

Wenn du dir nicht den Stress mit Budgetplanung im Voraus, stetigem Suchen nach Wechselstuben machen möchtest, gibt es die Möglichkeit eine Touristen-Kreditkarte zu bestellen. Dann musst du auch nicht so viel Bargeld auf dir tragen. Die Karte funktioniert überall und ist eine sehr sichere Alternative. Du kannst sogar mit einer Zusatzgebühr Geld vom Ausland überweisen. Mit einer Gebühr von 3%, für den Notfall sehr hilfreich. Die Karte kannst du hier bestellen: https://www.daricpay.com/

Geheimtipp für den finanziellen Notfall: Wir haben es nicht benutzt, aber viele Teppichhändler arbeiten international und nehmen auch Kreditkarte an. Daher ist es auch möglich bei ihnen Geld zu beziehen. Jedoch mit einer hohen Provision von 10-15%.  

Mobiltelefone

Als Tourist kannst du dir im Iran eine SIM-Karte des Anbieters Irancell besorgen. Das funktioniert ganz einfach. Du brauchst nur deinen Pass dazu.

Beim Kauf der Karte wird dir ein gewünschtes Guthaben aufgeladen. Mit diesem Guthaben kannst du Datenpakete kaufen. Funktioniert einfach, auf Englisch, über dein Mobiltelefon.

Ist dein Guthaben aufgebraucht, gehst du am besten in ein Geschäft. Dort kannst du das Guthaben bar bezahlen und sie laden es dir dann auf das Mobiltelefon. Oder du bittest du einen Iraner oder eine Iranerin um Hilfe. Sie können auch mit ihrer Kreditkarte Guthaben aufladen.

Achtung: Damit Mobiltelefone nicht illegal importiert werden können, wird dein SIM-Slot nach 30 Tagen blockiert. Du kannst ihn dann im Iran nicht mehr benutzen. Wenn du zwei SIM-Slots in deinem Mobiltelefon hast, kannst du die SIM-Karte nach Ablauf dieser ersten 30 Tage in den zweiten Slot tun. Dann kannst du sie für weitere 30 Tage brauchen. Möchtest du mehr wie zwei Monate im Iran sein, nimmst du am besten ein zweites Mobiltelefon mit. Dann hast du deine drei SIM-Slots für drei Monate beisammen.

Eine andere Möglichkeit ist es, im Iran einen externen mobilen Router zu kaufen. Diesen kannst du so lange benutzen, wie du willst.

Überwachung

Trotz aller Liebe zum Iran, es gibt gewisse Spielregeln, die wir dir sehr dringend anraten zu beachten. Drohnen fliegen im Iran ist für Touristen nicht nur verboten, sondern auch gefährlich. Du kannst der Spionage angeklagt werden und riskierst eine hohe Gefängnisstrafe. Wenn du uns nicht glaubst, hier das Schicksal von Benjamin Briere, der im Mai 2020 wegen eines Drohnenfluges im Iran verhaftet wurde: https://www.bbc.com/news/world-middle-east-60091592

Der Besitz einer Drohne wäre zwar eigentlich erlaubt, doch wir befinden uns nicht in einem europäischen Land. Es kommt sehr auf die Person an, die dich kontrolliert. Wenn jene Person denkt, du könntest ein Spion oder eine Spionin sein, kannst du noch lange darauf beharren, dass es eigentlich erlaubt wäre. Am besten also gar nicht erst ins Land bringen.

Auch wird das Internet überwacht. Unterlasse also negative oder kritische Beiträge über Iran in Social Media. (Zumindest bis du das Land verlassen hast.) Auch Aussagen, die für uns völlig neutral wirken, können heikel sein. Im Falle von Benjamin Briere wurde er zusätzlich der Propaganda gegen den Iranischen Staat angeklagt, da er in einem Social Media Post feststellte, dass der Hijab im Iran für Frauen obligatorisch ist, in anderen islamischen Ländern jedoch nicht. Dieser Satz reichte, um zusätzliche 8 Monate Gefängnis zu bekommen.

Natürlich ist der ganze Prozess von Briere politisch motiviert. Sei jedoch bitte vorsichtig und gib den iranischen Behörden keinen Anlass, dich in die Politik des Landes zu verwickeln.

Internet

Viele Internetseiten sind im Iran blockiert. Du brauchst ein VPN um Seiten wie beispielsweise Youtube, Facebook, booking.com, Netflix, etc. zu erreichen.

Es gibt sehr sehr viele kostenlose und kostenpflichtige Anbieter. Wir haben diesen auf Privatsphäre fokussierten Schweizer Anbieter verwendet. https://protonvpn.com/

Visa verlängern

Möchtest du mehr wie einen Monat im Land sein, kannst du dein Visum in jeder grösseren Stadt verlängern lassen. Es kommt jedoch sehr auf die Behörde darauf an, ob du Erfolg hast oder nicht. Einen ganz schlechten Ruf haben die Städte Tehran und Quom. Sehr einfach soll Bandar Abbas, Shiraz und Yazd. Esfahan ist auch in Ordnung. Wie der Ablauf genau läuft, können wir dir jedoch leider nicht sagen. Es kommt unglaublich fest auf die Behörde, den Beamten und den Tag darauf an. Dein Mobiltelefon wird dir am Eingang meist entzogen. Nimm am besten eine Visitenkarte des Hotels mit. Du wirst ziemlich sicher die Adresse angeben müssen. Auch lohnt es sich, das Datum an welchem du eingereist bist und das Datum, bis wann du die Visumverlängerung haben möchtest, im Persischen Kalender aufzuschreiben.

Für alles andere gilt, Geduld haben und beharrlich bleiben 😉

 

 

Falls du Fragen bezüglich dieses tollen Landes hast oder etwas noch unklar ist, schreibe uns einfach.

Wir haben uns in keinem anderen Land bisher so wohl und so sicher gefühlt. Der Iran ist auf jeden Fall eine Reise wert. In unserem Fall war es bestimmt nicht die letzte Reise dahin.

Es gibt noch so viel zu entdecken 🙂

Falls du diesen Beitrag hilfreich fandest, kannst du uns gerne einen Kaffe spendieren 😉